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  • AutorenbildL.T. Ayren

Rezensionen

Aktualisiert: 6. Juli 2020

Rezensionen, Freund oder Feind?


Rezensionen – was ist das?


Etwas zu testen, bewerten und das Ergebnis einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen war nie so wirklich meine Welt. Durch mein erstes Buch habe ich mich allerdings erstmals intensiver damit beschäftigt. Dabei ging es mir gar nicht so sehr um die Frage, was Menschen zum Rezensieren anregt, sondern viel mehr wie es mich in meiner neuen Berufung beeinflusst.


Das letzte Abenteuer


„Ich würde ja 5 Sterne geben, aber die Lieferung war nicht Ordnung“, „Tolle Geschichte, weiter so“, so oder so ähnlich findet man die Bewertungen im Internet. Ob Restaurant, Ärzte oder Produkte. Alles wird bewertet. Mich selbst beobachtend, fand ich es superspannend, zu sehen, wie oft ich mich von den Erfahrungen der anderen leiten lassen. Produkte, die nicht mindestens vier Sterne haben werden ausgeblendet. Eine Bestellung auszulösen, für etwas, das vorher nicht rezensiert wurde, löst einen Kick aus. Mit Spannung erwartet man das unbekannte Handelsgut. Etwas zu kaufen, was vorher noch keiner bewertet hat, scheint das letzte verbliebene Abenteuer des modernen Menschen zu sein.


Schockmoment


Ich habe Bewertungen von Bookstagrammer und Buchblogger immer mit Freuden angehört und auch das ein oder andere gelernt, allerdings war mir die Struktur und Regeln, die den Rezensionen zugrunde liegen nicht bekannt. Ich versuchte, diese zu ergründen, und las einfach jede Bewertung, die ich finden konnte. Dabei stolperte ich auch über Beiträge für ein, mir bekanntes, Restaurant, der Gasthof Heinzinger aus Rottbach . Ich kannte die Lokalität und war immer sehr begeistert gewesen. Beim Betreten des Ladens spürte man die Leidenschaft des Inhabers und Kochs, Denis Michael Kleinknecht. Das Essen war grandios und der Service top. Nach dem Essen kam er höchstpersönlich und fragte, ob alles in Ordnung war. Hier bejahe ich nicht aus Höflichkeit, sondern weil in diesem Restaurant alles passt. „Das perfekte Dinner“ für jeden Tag (zumindest in den Öffnungszeiten). Umso erstaunter war ich, dass eine sehr negative Bewertung im Internet zu lesen. Das Essen sei nicht toll und der Service sowieso nicht. Ich verstand die Welt nicht mehr.


Interaktion im Netz


Erstaunlicherweise fand sich auch eine Reaktion auf den Post. Auch der Inhaber teilte meine Verwunderung. Er würde jeden Fragen, wie das Essen war, und er verstehe nicht, warum man nicht das Gespräch sucht, sondern seinen Frust im Internet ablädt. Nach mehrmaligen Besuchen musste ich ihm recht geben. Er suchte immer und bei jedem Gast den Kontakt. Er erinnerte sich auch an die kleinsten Details unserer Gespräche und ist stets gut gelaunt. Seine Enttäuschung konnte ich nur allzu gut nachvollziehen. Bis dahin dachte ich, es sei wohl ein Einzelfall. Ich suchte nach weiteren Bewertungen. Erneut stolperte ich über eine Rezension eines Restaurants um die Ecke. Dieses Mal stellte ich fest, wie die Inhaber unter der Last des alten Namens litten. Sie postulierten, dass die Bewertungen vom Vorbesitzer stammten und es keine Möglichkeit gäbe diese zu löschen. Im kommenden Monat würden sie den Laden wieder dichtmachen. Sind diese Rezensionen mehr als nur eine Meinung im Netz?


Fluch und Segen!


Ich erkannte, dass eine Rezension, Kunden in die Läden locken kann oder auch davon abhalten. In meinem oben genannten Beispiel spürte ich, wie groß die Hilflosigkeit war. Schlechte Bewertungen können Existenzen bedrohen. Umso erstaunlicher ist, es, dass wirklich alles in die Bewertung fließt. Eine schlechte Lieferung des Dienstleisters kostet dich 4 Sterne. Ein Fehler im Druck 3 Sterne und ein schlechter Tag der Kellnerin noch einen. Eine Momentaufnahme entwertet die Arbeit von Jahren.


Fair oder nicht?


„Genau dafür sind diese Plattformen aber auch da“, könnte man sagen. Das scheint auch korrekt. Inwiefern man nur vernichtende Urteile, ohne auch nur etwas positiv zu suchen, veröffentlichen muss, überlasse ich den Autoren selbst. Es steht mir nicht zu, ihrer Wahrnehmung zu widersprechen. Dennoch stellte ich mir selbst die Fragen, ob ich selbst rezensieren sollte oder auch wie? Ich verstand, dass ich meinen Frust in Zukunft da anbringen muss, der ihn versuchsacht hatte. Jemanden die Möglichkeit geben sich zu bessern scheint mir angebracht und für ein Restaurant ein guter Weg. Wenn sich jemand überheblich und beratungsresistent zeigt, kann ich im Zweifel immer noch den Weg des supernegativen Feedbacks im Internet gehen - oder ich gehe nicht mehr hin.


Auf einmal war ich selbst Rezensent!


Aus den Gründen nahm ich mir vor, aktiv zu werden. Ich wollte diejenigen unterstützen, die ich wirklich gut fand. Da ich selbst nach guten Bewertungen filtere, war meine Idee, dass ich der Grund bin warum Dienstleistungen und Läden überhaupt auf die Ergebnisliste erscheinen sollte. All diejenigen, die es wirklich verdient haben, bekamen mein Lob und meine ehrliche Meinung. Diejenigen, die ich nicht toll fand, belohnte ich nicht mit meiner Arbeit (auch wenn diese nicht negativ wäre). Ich will nicht der Typ sein, der negatives hervorhebt, ich will der Typ sein, der geiles Zeug wertschätzt. Schnell hatte ich meine ersten Rückmeldungen eingetippt und auch wohlwollende Kritik in Verbesserungsvorschläge geäußert.

Antworten


Schnell wurde ich angesprochen und mit Dank überschüttet. Ich merkte, wie schnell es mir, trotz Pseudonymen zugewiesen werden konnte. Wie sehr sich die Menschen freuten, ein tolles Feedback zu bekommen, erfreute mich ebenfalls. Auch die Veränderungen zu sehen, die man bewirken konnte, fand ich spannend zu beobachten. Auch zu dieser Zeit kamen meine eigenen ersten Rezensionen auf mein Buch. Gespannt wie ein Schnitzel las ich die ersten Meinungen zu meinem Werk. Ein sehr gutes Feedback aus den Leserunden bei Lovelybooks haben mich spüren lassen, wie gut eine wohlwollende, aber auch ehrliche Meinung tut. Stolz und Freude durch die Anerkennung dominierten meine Erfahrungen bislang. Aber auch Dankbarkeit für die Verbesserungsvorschläge, haben meine Arbeit beeinflusst.

Take Away Message


Es ist jedem selbst überlassen, wie er was bewertet. Für mich habe ich beschlossen, mein negatives Zeug beim Verursacher zu platzieren. Zu sehen wie gut es Menschen mit meinem Feedback geht, motivierte mich aber auch weiterhin das Schöne und Tolle viel mehr hervorzuheben. Klar ist nicht immer alles toll im Leben, aber ich denke, ich werde mich nicht besser fühlen, weil ich jemand anonym im Netz „vernichtet“ habe. Erst als ich meine eigenen tollen Bewertungen bekommen verstand ich, wie wichtig dies ist und ich danke jedem der sich die Zeit für eine Rückmeldung genommen hat oder noch nehmen wird. Auch diejenigen, die mir persönlich schreiben, was sie nicht toll fanden, danke ich für die Möglichkeit auf Verbesserung.


In diesem Sinne: haut‘s in die Tasten - Be the change you wanna see.






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